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Channel: lecker essen in berlin!
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Fleischberg ist eben nicht alles

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Mit dem Mittagsimbiss ist das so eine Sache. Eigentlich befindet sich mein Arbeitsplatz inmitten einer Art Fressiversum: der Hackesche Markt als Zentrum einer Mampfgalaxie, umkreist von Imbissbuden, Tapasbars so groß wie der Leipziger Hauptbahnhof, Kaffeeröstern, Asiaschuppen. An den Verkehrswegen zum touristischen Schwerkraftzentrum: gigantische Dönerspieße, Pizza im Dutzend und Bäckerketten. Richtig gut finde ich bisher allerdings nur eine kleine Osteria, deren Standort ich aber (noch) nicht verrate.

Imbissstand Carnivore am Hackeschen MarktFür Tierliebhaber - Wraps satt ab vier Euro am Hackeschen Markt.

Am DienstagSamstag und Donnerstag steht dort, schräg gegenüber den Hackeschen Höfen, ein bonbonfarbener Imbissstand. Ich muss zugeben, dass mich der Name hinlockte. "Carnivore", Fleischfresser, heißt die Bude. Und das Sortiment hat folgerichtig eine Hauptzutat: Fleisch. Riesige Schweinekrustenbraten, Hähnchen Thai, Hähnchenschnitzel, Hähnchen in Honig, Hähnchen mariniert. Ein jung-dynamisches, multinationales Team säbelt diese in riesige Stücke und faltet sie in wagenradgroße Teigfladen. Weitere Bestandteile sind Salat, auf Wunsch Backkartoffeln ( + 50 Cent) , süße Chili- oder BBQ-Soße (und vielleicht noch andere, ich weiß nicht mehr) und Mayonnaise. Klingt lecker, nicht wahr?

Wrap mit SchweinebratenSuchbild: Salat, Soße und Schweinebraten. Aber wo ist der Geschmack?

Mein erster Versuch: ein "Hot Meat 30 cm Wrap" (4 Euro) mit in Honig mariniertem Hühnchen und Barbecuesoße. Braun, süß und klebrig durchtränkt sie zusammen mit der Mayo den Fladen. Doch wo ist die Würze? Das frage ich mich auch beim wabbeligen Honighuhn (ohne Knochen), das fast ohne Eigengeschmack auskommt, dafür kräftig saftet. Die Füllgarnitur aus Eisbergsalat hinterlässt keinen weiteren Eindruck. Hätte ich mal den Schweinebraten genommen. Den mit der verlockenden braunen Kruste.

Ein paar Wochen später treibt mich die Mittagspause wieder zu den Fleischfressern. Diesmal ordere ich für mein "Hot Meat 30 cm Wrap" beherzt den Schweinebraten und bekomme eine fast zentimeterdicke Scheibe zurechtgeschnitten. Als Würze wähle ich die süße Chilisoße und Mayonnaise.

Nach zirka zehn Minuten raubtierhaftem Reißen an der Bratenscheibe und heldenhaftem Ausweichen vor herumspritzenden Soßenkaskaden werde ich in Zukunft meinen Imbiss wieder woanders einnehmen. Wo man keine Angst vor auch geruchlich markanten Zutaten wie Zwiebeln, Knoblauch, Salz und Gewürzen hat. Mit der Hauptgeschmacksrichtung "Süß" kann ich mich einfach nicht anfreunden. Und weniger ist halt doch manchmal mehr. Weniger Masse - mehr Klasse. Mal sehen, was das Fressiversum für Alternativen an leckeren Kleinigkeiten bietet.

Wieso man den Markt am Winterfeldtplatz zwei Jahre lang ignoriert

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Nach dem heutigen Bummel über den größten Wochenmarkt Berlins (das behaupten Wikipedia und ein paar weitere Webseiten mit fast identischen Texten) frage ich mich das auch: Wie konnten wir diesen herrlichen Markt nur so lange links liegen lassen? Denn hier wurde ich von diesem Gefühl überwältigt, das mich regelmäßig auf südländischen Märkten befällt: Alles probieren und kaufen wollen, müssen, sollen, sich jedoch bei dem ganzen verlockenden Angebot nicht entscheiden können. An jeder Ecke duftet es anders, aber überall gut, locken ganze Käselaibe, Wurstberge, Gemüsehaufen, frische Fische und Kartoffelvielfalt.

Die wahrscheinlich kleinste Kaffeebar Berlins: Oblomovka Espresso braut im Laderaum eines italienischen Moped-Dreirads.

Kurz und knapp: Am Ende hatten wir Spargel, einen halben Ziegenkäse, ein paar interessante Kartoffeln und duftig-frischen Knoblauch im Einkaufsbeutel. Auch ein paar kostenlose Pflegetipps für meinen Granatapfel-Bonsai nahm ich mit nach Hause. Dieser, ein Geburtstagsgeschenk vom Vorjahr, stammt nämlich vom Winterfeldtmarkt. Der freundliche Zwergbaumzüchter war heute auch wieder vor Ort und gab gerne Auskunft.

Dem vielfältigten Imbissangebot widerstanden wir weitetsgehend. Dank eines ausgiebigen Frühstücks beschränkten uns auf frisch gepressten Orangensaft (1,50 Euro für 1/3 Liter) und einen Espresso (1,20 Euro) an einer mobilen Kaffeebar namens Oblomovka Espresso, gleich beim Bonsaimann um die Ecke.

Eine Frage, die mir bestimmt niemand beantworten kann: Weshalb haben Töpferstände auf Märkten nur entweder grob gearbeitete, hässlich glasierte Seifenschalen oder welche in Tierform im Angebot. Ich möchte meine Seife nicht auf Keramikfischen ablegen. Nein.

Dem Dialekt- und Sprachengewirr zufolge (Englisch, Bayrisch, Französisch, Pfälzisch, Schwäbisch, Italienisch) steht der Markt wohl als "Geheimtipp" in jedem Berlin-Reiseführer. Trotzdem: hingehen. Mittwoch und Samstag zwischen Nollendorfplatz und Hohenstaufen/Pallasstraße. Gut zu erreichen über U-Bahn Kleistpark oder U-Bahn Nollendorfplatz.


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Die schwarze Sonne backt ohne Schatten

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Peinlich, peinlich, was sich die Berliner Zeitung diese Woche in der Montagssausgabe geleistet hat. Im Vermischten prangt schön mittig ein riesiger Artikelüber die Münchner Hofpfisterei. Die Überschrift "Warten auf die schwarze Sonne" kitzelt einen durchaus zum Weiterlesen.

Breze und BauernbrotKann durchaus zu Begeisterung hinreißen: Breze und Brot einer bekannten Münchner Bäckerkette.

Also lese ich und verfalle schon nach wenigen Zeilen in zartes Schaudern. Jubelt uns Autor Thomas Schuler hier ein PR-Artikelchen unter? Die Werbung scheint schon nicht mehr zu schleichen - sie paradiert geradezu im Stechschritt an uns vorbei. Dieser Text würde jedem Werbeflyer der Münchner Biobäckerkette gut zu Gesicht stehen. Wir erfahren die hauseigenen Brotnamen, Expansionsstrategien der Pfisterei und die Geheimnisse des guten Brotgeschmacks. Ein einziges Sätzchen über die Berliner Bäckerei Märkisches Landbrot soll hier wohl so etwas wie journalistische Ausgewogenheit vortäuschen, taugt bei dem voluminösen DreiVierspalter mitsamt Bild jedoch nicht einmal als Feigenblättchen.

Ist das nun ein gekaufter Artikel - faktisch also Reklame (dann gehörte ein kleines "Anzeige" über den Artikel)? Die Berliner Zeitung fiel mir in der Richtung übrigens schon mal unangenehm auf. Oder hat den aus Bayern stammenden Schreiber einfach die Begeisterung, fern der Heimat wirklich gutes Brot zu finden, die journalistische Distanz vergessen lassen? Durchaus vorstellbar, wenn man sich die Masse der Berliner Bäcker und ihr liebloses Teig-Einerlei vor Augen führt. Da kann so ein Frankenlaib einem schon einen sonnige Tag bescheren.

Denn die Hofpfisterei hat nun wirklich keine Schleichwerbung nötig. Das Backwerk ist ausgezeichnet und über jeden Zweifel erhaben. Die Brezen sind einfach die besten ihrer Art, die ich bisher in dieser Stadt kaufen konnte. Rösch, aber nicht splitternd, saftig, aber nicht latschig, schön laugig. Das Brot: vollmundiger Sauerteig ohne Tadel - und auch noch aus Biomehl. Vergleichbares kenne ich nur von meinem Lieblingsbäcker in Leipzig, dem ich den ersten Artikel in diesem Blog widmete.

BäckerfiliaieDa geh ich rein und will immer ganz schnell wieder raus. Aber nur mit Gebackenem.

Einziger Wermutstropfen: die Preise. Rund vier Euro (+/- 20 Cent) für das Kilogramm machen unser täglich Brot zu einer nicht ganz billigen Angelegenheit. Es geht aber auch noch ein paar Euro teurer... Aber solange das Geld nicht ganz knapp ist, werde ich immer wieder mal auf dem Weg zur U8 an der Haltestelle Weinmeisterstraße in das kahle Bäckergeschäft huschen und köstliche Backwerk herausschleppen. Denn wie sagte ein kluger Mensch: Das Leben ist einfach zu kurz, um es mit schlechtem Essen zu vergeuden..

Hofpfisterei in Berlin-Mitte: Rosenthaler Straße 31, ca. 150 Meter vom Hackeschen Markt.

La Siesta gegen Kantinenkoller

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Der S-Bahnhof Hackescher Markt ist eine echte Grenze: Nördlich davon tobt das Leben, reiht sich eine Gastwirtschaft an die andere, Straßenmusikanten nerven je nach Profession mehr oder weniger, BettlerInnen und Tierschutzvereinswerber gehen ihrem Tagwerk nach. Dazwischen drängen sich Touristen aller Zungen auf der Suche nach den Hackeschen Höfen oder sind unterwegs Richtung Alte Schönhauser Straße.

Die Südseite des Bahnhofs ist dagegen nahezu verwaist. Trambahnen kreuzen im Fünfminutentakt einen kleinen Platz und Menschen mit Stadtplänen suchen den Weg zur Museumsinsel. Am Garnisonkirchplatz (richtig, ohne s) gibt es zwar keine Kirche, aber das La Siesta. Hier gehe ich hin, wenn ich das Kantinenessen nicht mehr sehen kann, keine Bentobox dabei habe oder einfach nur in der Mittagspause die Büroluft aus der Lunge bekommen möchte.,

BonuskarteFünf Kaffee oder fünf Ciabatta, und die Siestadamen spendieren eine "Kaffeespezialität". Ich besitze bestimmt schon vier Bonuskarten, weil ich sie natürlich immer vergesse mitzunehmen.

Für wenig Geld (zwischen 3,50 und 4 Euro) bekommt man dort nette Suppen und andere Kleingerichte. Alles ist ordentlich gemacht - wo die Sachen herkommen, vermag ich nicht zu sagen. Eine Küche habe ich noch nicht entdeckt. Die unaussprechliche indische Suppe mit viel Curry, treudeutscher Kartoffeleintopf mit Würstchen, mediterraner Nudelsalat (der jetzt mit zwei R geschrieben ist) gehen hier fix über die Theke. Mein Favorit: Kartoffeln mit Quark und Leinöl. Der Service ist nur erstklassig zu nennen: freundlich, schnell und immer ein nettes Wort für die Gäste: ich mag den Laden wirklich gerne.

Bücherregal Lesehunger ẃird auch gestillt.

Sobald das Wetter es zulässt, kann man draußen unter uralten Eichen und Kastanien sitzen. Dort sehe ich den Straßenbahnen beim Um-die-Ecke-fahren zu, während ich nach dem Imbiss noch einen erstklassigen Espresso oder Cappuccino genieße. Und wer das Frühstück verpasst hat, bekommt gut gemachte belegte Ciabattas, die im Plattengrill noch schnell überbacken werden.

Drinnen ist es auch ganz nett. Wer auf Arbeit nicht zum Lesen kommt, findet am Stehtisch Lesestoff. Ich frage mich nur immer: wer sind die Menschen in Anzügen und Kostümen, die das Siesta immer belagern und vor allem im Winter für argen Platzmangel im Gastraum sorgen.

La Siesta
Garnisonkirchplatz 2
10178 Berlin
Mo-Fr. Ab 8 Uhr geöffnet.
Abends geschlossen.

Nicht mal die S-Bahn kann einem die Lanzhou-Nudeln vermiesen

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Sie wissen nichts von den S-Bahnproblemen dieser Welt. Die Fische im schönsten mir bekannten Restaurantaquarium sind nicht zum Essen da.

Das Berliner S-Bahndesaster hat einige sehr unangenehme Begleiterscheinungen. Nämlich unangenehm verlängerte Fahrtzeiten zur China-Fressmeile Nr.1 in der Kantstraße. Schon mit funktionierender S-Bahn war die Anfahrt recht länglich, mit Bus und U-Bahn muss man noch etliche Minütchen mehr bis Charlottenburg einplanen.

Trotzdem: es war dringend an der Zeit, dem Selig wieder einen kleinen Besuch abzustatten. Solche Perlen darf man auf keinen Fall vernachlässigen. Nicht, dass uns wie mit der Goldenen Schildkröte ergeht, was überaus traurig wäre. Über die ausgezeichnete nordchinesische Nudelküche muss ich nichts schreiben, den Blogberichten von Nimmersatt und Drymartini ist in dieser Hinsicht nichts mehr hinzuzufügen.
Selig - Schweinefleisch süßsauer leicht scharf und Nudeln
Und so will ich berichten, dass wir auf der Rückreise von einem Zitadellenbesuch in Spandau - weil wir eh schon in der Nähe waren - einen Zwischenstopp mit der U7 in der Wilmersdorfer Straße einlegten, hundertfünfzig Meter ins Selig marschierten und uns zwei köstliche Gerichte mit sichtbar handgemachten Nudeln einverleibten.

Selig Huhn und Nudeln Die Fische durften uns diesmal nicht über die Schulter kibitzen, wir saßen bei herrlichem Spätsommerwetter an einem der Tischchen im Freien. Wasabi stürzte sich auf ihre Hühnchenstücke mit Brokkoli, Paprika, Pilzen, und Kartoffelwürfeln (Nr. 14), ich genoß meine Nudeln mit Schweinefleischstreifen in einer leicht süßsauren Soße (Nr. 15, oben). Die beiden Gerichte sehen zwar ähnlich aus, schmecken aber absolut verschieden. Köstlich sind sie beide. Übrigens: wenn man die üppige Portion (jeweils 8,50 Euro) nicht bewältigen kann, packt die überaus freundliche Bedienung sie einem auch transportgerecht ein.

Selig
Kantstr. 51
10625 Berlin
(kein Geheimtipp!)

Kein Bier vor Sechs! Außer es kommt aus Oberfranken

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Hummelbräu aus Merkendorf in Oberfranken. Lecker!Fränkisches Bier auf einem Berliner Balkon: Leider immer noch eine Seltenheit.

Es soll ja Leute geben, die brauchen schon zum Frühstück ein schönes Pils, damit sich das Zittern legt. Da ich mich ungern zu dieser Gruppe gesellen möchte (die Folgen von Alkoholernährung konnten wir lange Zeit am Publikum der kleinen Kneipe unter unserer Wohnung studieren), vermeide ich gewohnheitsmäßiges Biertrinken.

Aber manchmal geht der Franke in mir dann doch durch. Neulich zum Beispiel schenkte ich mir Punkt 16 Uhr ein Kellerbier der Hummel-Bräu aus Merkendorf bei Bamberg ein. 16.12 Uhr war die Flasche leider schon wieder leer. Der Inhalt, ein natürtrübes, äußerst vollmundig süffiges Vollbier, hatte vollständig in meinen Körper übergewechselt.

Ich frage mich, ja, ich frage mich: warum können sie in Oberfranken Biere brauen, die alle anders, aber (fast) alle hervorragend schmecken und kaum Geld kosten. Nebenbei bemerkt: die übliche Großbrauereiware kann da in der Regel geschmacklich nicht einmal annähernd mithalten. In Berlin laufen solche Biere anscheinend als Feinkost, anders kann ich mir die hiesige Preisgestaltung nicht erklären.

Wie es dieser Stoff bis Berlin geschafft hat, kann ich nur vermuten. Vermutlich per Direktimport im Kofferraum eines Privatautos oder Lieferwagens. Das würde den Preis plausibel machen, den ich für eine Flasche dieses köstlichen Gesöffs am Winterfeldtmarkt bezahlte: zwei Euro. Für Berlin zugegebenermaßen nicht wirklich teuer, wo einem in den Bars für eine Flasche Augustiner (ohne Glas, immerhin geöffnet) um die drei Euronen abgeknöpft werden.

Die Wirtshausbrauerei Hummel verlangt übrigens für einen Kasten Kellerbier 10,80 Euro, 54 Cent für den halben Liter. In der Gastwirtschaft dürften es nicht mehr als 2,20 bis 2,50 für eine frische Halbe vom Fass sein. Eigentlich aber bin ich ganz froh, dass ich solche Leckereien in Berlin nur selten finde. Das erhöht mit Sicherheit den Genuss. Denn ich bin mir nicht sicher, ob der Merkendorfer sich bewusst ist, welche Delikatesse er in seinem Wirtshaus gezapft bekommt, wenn er ein Bier bestellt.

Selbsttest Dosenkost: „Spaghetti“ in „Tomaten“soße

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Man wundert sich ja schon, was Leute im Supermarkt so alles aufs Band packen. Beispiel: Schnitzelstücke aus dem Sonderangebot, daneben die Tüten eines bekannten Fertiggerichtherstellers. Dann werden am Abend Jägerrahmschnitzel kredenzt. Nudeln, Reibekäse, Tüte: das wird vermutlich ein überbackener Nudelauflauf. Die armen Menschen, denke ich mir dann, haben keinen Rahm zuhause, weder Pfeffer noch Salz, auch keinen Fond und kein Eigelb zum Legieren, nicht mal ein Löffelchen Stärke. Selbst Schalotten oder eine schnöde Zwiebel für den Geschmack und Weißwein zum Ablöschen des Bratensatzes fehlen.

Fertiggericht Spaghetti TomatensosseEin Hauch von Italien: Zypressen und ein leckeres Nudelgericht. Da bekommt man doch Appetit!

Aber die Tütenkocher sind noch gut dran. Jedenfalls verglichen mit dem, was sich Menschen mit Dosenbilliggerichten antun. Als ich eines Tages vor einem Konservenstapel stand, wollte ich es wissen. Ich startete einen Selbstversuch mit einem Gericht, das laut Etikett „Spaghetti in Tomatensoße“ darstellen soll.

Vorab: es ist mir unbegreiflich, warum jemand so etwas mehr als einmal freiwillig isst. Doch es scheint in diesem Land tausende von Menschen zu geben, die regelmäßig zu Dosen wie dieser greifen. Warum sonst sollten Lebensmittelsupermärkte und Discounter ganze Regalmeter damit füllen und das bei einem relativ geringen Preis, der kaum Gewinne verspricht. Relativ deshalb, weil, wie wir bald sehen werden, die Zutaten derart billig sind (Wasser, Zucker, Salz, Stärke), dass dieser Seim im Grunde heillos überteuert ist.

So liebe(r) Leser(in) – du musst jetzt ganz stark sein. Denn wir beginnen mit den Inhaltsstoffen. Dem Etikett entnehme ich, dass der Inhalt zu drei Vierteln aus Soße besteht.
Zutatenliste DosengerichtMamma mia! Wusste gar nicht, dass Guar und Glutamat zu den Grundzutaten italienischer Küche gehören.

Hauptbestandteil ist Wasser. Wasser ist billig. Für 1000 Liter sind in Berlin derzeit um die fünf Euro zu zahlen. Das reicht für deutlich mehr als 1000 solcher Dosen. Dann ist ein bisschen Tomatenmark beigemischt und - ebenfalls sehr billig zu haben - Zucker und Salz in nicht weiter erläuterten Mengen. Aroma und Gewürze sind angeblich auch drin, aber wohl nicht genug, um nennenswert Geschmack zu erzeugen. Deshalb brauchen wir Glutamat. Wofür das Säuerungsmittel ist, erschließt sich nicht sofort. Aber vielleicht soll damit die Süße des Zuckers gemildert werden. Denn damit diese Mixtur dann nicht gar zu suppig daherkommt, hat der Hersteller Guarkernmehl dazugegeben – ein Stoff der schon in kleinen Dosen jede Menge Wasser binden kann. Leider neigt Guar zum Gelieren, verhindert werden kann das wieder mit Zucker.

Dose geöffnetAha! Und wo sind die Spaghetti?

Nur ein Viertel der Konserve besteht aus Nudeln – wenn ich Spaghetti selbst zubereite, habe ich immer deutlich mehr Pasta als Soße auf dem Teller. Nur so nebenbei bemerkt.

Die Nudeln bestehen aus Wasser, Hartweizen, Eiweiß (in dieser Reihenfolge). Wir erinnern uns: Wasser ist billig. Das Eiweiß hält den wässrigen Teig zusammen; für eine echte Eiernudel hat es aber nicht gereicht, es fehlt das Eigelb. Kein Wunder, dass unter dem Weißblechdeckel recht blasse Fädchen zum Vorschein kommen.

Der Anblick ist durchaus nicht erfreulich: eine glibberig glänzende rote Masse mit weißen Würmern. Ein süßlicher, an Karamel erinnernder Geruch steigt auf. Kein Rosmarin, kein Oregano. Kein Duft von Knoblauch und Tomaten.

Gleich dünnflüssiger Lava gleitet die Masse in den Topf; auf kleiner Flamme vorsichtig erhitzt, ist sie nach ein paar Minuten warm. Der amorphe Zustand ist erstaunlich stabil, auch auf dem Teller glänzt dank der Stärke die Oberfläche wie lackiert. Kein schöner Anblick.

Dosenspaghetti auf dem TellerSind Spaghetti nicht so lange Nudeln, die man auf die Gabel aufrollt? Diese Dinger kann man nur mit dem Löffel essen.

Wer A sagt, muss auch B sagen. Ich nehme den ersten Löffel, trotz meiner Vorahnungen bin ich überrascht. Und zwar über diese unglaubliche Geschmacksarmut. Das Süße dominiert neben dem Salzigen, darüber liegt ein Hauch wie von Malz oder angebranntem Karamell, eine eigenartig brandig dumpfe Anmutung. Selbst wenn die Gewürze neben dem angeblich enthaltenen Rosmarin namentlich genannt wären – ich könnte sie nicht herausschmecken. Was steuert eigentlich das Tomatenmark bei, außer der roten Farbe? Die Nudeln sind nicht mehr als Füllmaterial. Wie ihre Farbe, so der Geschmack: nicht vorhanden.

Weshalb isst man, wenn man schon keinen Genuss am Essen findet? Weil man Hunger hat. Der kommt aber nach diesem Gericht sehr bald zurück, wenn man Pech hat, schlimmer als zuvor. Mein Magen ist erstmal gut gefüllt, kein Wunder bei der ganzen Flüssigkeit. Aber die absorbiert der Körper innerhalb kurzer Zeit. Von dem ganzen Zucker angeregt, pumpt die Bauchspeicheldrüse ordentlich Insulin ins Blut. Leider aber trifft es auf nichts von Substanz, denn die paar Nudeln sind schneller verdaut, als meine Körper die Insulinproduktion drosseln kann.

Eine halbe Stunde nach dem Festmahl – die meiste Soße habe ich sowieso auf dem Teller gelassen – muss ich mir erstmal ein Butterbrot schmieren. Um den dumpfen Geschmack loszuwerden und das leere Gefühl im Bauch zu bekämpfen.

Fazit: Erster und letzter Versuch. Ekelhaft.

Schmatzi, Guti, Feini

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sagte einer meiner früheren Lehrer, wenn er Wohligkeit und Genuss beschreiben wollte. Gestern ertappte ich mich dabei, wie ich leise diese Wortfolge vor mich hinmurmelte. Anlass war diese Bratwurstsemmel. Nach einer längeren Bahnfahrt führte mich mein erster Weg nach der Ankunft am Nürnberger Hauptbahnhof zum Metzgerstand in der "Schlemmerpassage". Für etwas über 2 Euro bekam ich "Drei im Weggla" in die Hand gedrückt.

Bratwurstsemmel Drei im Weggla Nürnberger BratwurstSuchtmittel auf Schweinefleischbasis - in Berlin leider nicht einmal beim Blutwurstritter in Neukölln zu bekommen. Aber der ist bekanntlich auch Thüringer.

Zugegeben: die Semmel hätte noch ein bisschen Farbe vertragen können, die drei Nürnberger vom Holzkohlengrill waren dafür umso herrlicher. Wie sehr ich doch die frische "Fränkische" in Berlin vermisse! Es gibt die niedichen fingerlangen Würste natürlich abgegepackt und vorgebrüht bei fast jedem Discounter, der Geschmack ist auch ganz ordentlich. Aber ganz ehrlich: frisch ist sie am Besten und vom Grill fast unschlagbar.

Blutwurst im Teigmantel - Boudin Noir"Monsieur Boudin, parlez vous allemand?" "Non, pas de tout."

Mit vorerst gestilltem Appetit traf ich kurz darauf in Fürth ein, und ich musste überrascht feststellen, dass dort die Kärwa/Kerwa - oder in Standarddeutsch: Kirchweih - tobte. Wie konnte ich das vergessen. Aber während alle Welt endlos über das Oktoberfest in München redet, schreibt und filmt, ist die Fürther Michaeliskirchweih außerhalb der Region kaum bekannt. Vielleicht weil sie zu gefühlten 80 Prozent aus Fress- und Trinkständen besteht, Bierzelte und Blaskapellen aber wunderbarer Weise nicht zum Bestand gehören.

Weit kam ich nicht auf meinem Weg vom Bahnhof; er endete an einem einladenden Restaurantzelt. Seine Existenz verdankte es augenscheinlich der französisch-fränkischen Städtepartnerschaft von Limoges und Fürth. Das verheißungsvolle Angebot: Confit de Canard, Meeresfrüchtetöpfchen, falsches Filet vom Limousinrind und Blutwurst im Teigmantel. Ich entschied mich für letztere (8 Euro), wurde aber nach einem verheißungsvollen Gläschen weißen Bergerac (2 Euro) nicht ganz glücklich damit. Das als Beilage gereichte Kartoffelpüree war zwar hervorragend, die Wurst jedoch bei geschmacklicher Gefälligkeit nicht richtig heiß und der umgebende Teig eher überflüssig als genussfördernd. Da fällt mir ein: Wasabi und ich müssen mal wieder zur Rixdorfer Blutwurstmanufaktur. Es wird wieder Zeit für Herrn Bensers Darmlinge, serviert mit gebratenen Zwiebelringen und warmen Apfelschnitzen.

Super-GemüsehobelDer Wunderhobel, den ich wieder nicht gekauft habe.

Traditionell ergänzt das bunte Sortiment der aus allen Himmelsrichtungen angereisten Marktschreiergilde das Fürther Mampfangebot. Dort findet frau/man Pfannen, die sich hervorragend für Spiegeleier eignen, aber auch ohne weiteres die Hüllen interstellarer Raumschiffe strahlensicher machen könnten. Neben weniger aufregenden Dingen, wie Wunderreinigern und feuerfester Lackpolitur, bestaunte das Publikum selbstverständlich auch den obligatorischen Supergemüsehobel. Was passiert eigentlich mit den Obsthalden und Gemüsebergen, die hier zwei Wochen lang, vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein, kleingeschnipselt werden? Müll, Tierfutter, Selbstversorgung?

Kärwa auf griechischDa wird der Grieche fränkisch.

Wenn die Fürther Kirchweih feiern, dann sind die Wirtshäuser entlang der Festmeile mit dabei. Mit speziellen Angeboten, versteht sich. Egal ob Pizzeria, Bierschwemme oder alteingesessener Grieche. Dieser deklarierte kurzerhand die Souflaki-/Giroskombi zum "Kärwa-Teller" um, dazu das passende Festbier. Ein original Fürther Festmahl, richtig schön urig-fränkisch: "A schäiner Sufflaggidellä middamm Zaaziggi unndamm gscheidn Salood." Mahlzeit und Prost.

Kartoffelpuffer Baggersstand mit MenschenschlangeFür einen ordentlichen Reibekuchen steh' ich stundenlang.

Mit einem fränkischen Gericht fing es an, mit einem ehrbaren und treudeutschen Imbiss soll dieser kleine fränkische Streifzug enden. Der Baggers-Stand trotzt übrigens seit Urzeiten allen Essmoden; so lange ich denken kann, steht die Bude an der immer der gleichen Stelle. Dass die fettigen Fladen aus Kartoffeln (hier auch: Ebbien, Botaggn) für lange Schlangen sorgen, habe ich bisher nur einmal erlebt, und das war in der Leipziger Mensa. Aber dort war das Essensangebot auch deutlich weniger abwechlsungsreich als auf einem fränkischen Volksfest. Ach ja: andernorts heißen die "rohen Baggers" auch Kartoffelpuffer oder Reibekuchen. Oder gibts da am Ende auch noch andere Namen? Bratwurstsemmeln waren übrigens auch reichlich im Angebot, und die Fürther Fleischer stehen den Nürnbergern in der Wurstmacherkunst bestimmt nicht nach. Aber bekanntlich soll man es nicht übertreiben. Morgen ist auch noch ein Tag...

Königsberger Klopse aka Albondigas Alemanas

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Königsberger Klopse Kaliningrader FleischbällchenLos tapas alemanas mas gustas (Kann nicht so richtig Spanisch, deshalb glaube ich, dass es "Die schmackhaftesten deutschen Tapas" heißt.)

Ich bin immer wieder verblüfft, wie sehr die deutsche Küche im Prinzip der spanischen ähnelt. Ja ehrlich, ich schreib hier keinen Mist. Zum Beispiel der Endsalada Rusa - der russische Salat. Eigentlich nur ein Kartoffelsalat mit Mayonaise, Möhren und Erbsen. Ein ordentlicher deutscher Kartoffelsalat mit Speckstückchen und Gurken kann da locker mithalten (bitte nur nicht aus dem Eimer!). Zum Beispiel Bocadillos: Nix anderes als belegte Brote. Ein richtig gutes Sauerteigbrot (natürlich mit Butter, nicht mit Margarine) mit ordentlich Schinken oder Käse drauf, dazu ein bisschen Senf oder ein Klecks Remoulade und ein paar Gurkenscheibchen: Super!. Zum Beispiel: Chorizo. Ich sag nur Nürnberger Bratwurst oder richtig gute Mettenden: zum Fingerlecken. Nicht spanisch, aber uneingeschränkt häppchentauglich.

Und jetzt kommen wir zum Beispiel, auf das dieses Artikelchen die ganze Zeit zusteuert: Hackfleischbällchen. In Spanien heißen sie Albondigas und sie werden in Tomatensoße als Tapa gereicht. Hierzulande kommen sie in einer hellen Soße mit Kapern und werden nach einer Stadt genannt, die heute Kaliningrad heißt. Dennoch werden sie noch immer Königsberger Klopse genannt, ein meines Erachtens höchst unterschätztes Gericht. Sofern es nicht aus der Dose kommt oder mit Fertigsoßen aus der Tüte angerührt wird. Die Klopse schmecken toll mit Reis oder Kartoffeln, als Hauptgericht oder eben als kleiner Happen zwischendurch.

Zwei bis vier Stück, dazu ein knuspriges Brot, ein Gläschen Bier oder ein leichter Weißwein. Wow! In der Cafeteria eines bekannten skandinavischen Möbelhauses dürften sie nicht ohne Grund zum Dauerangebot gehören. Dort heißen sie dann Köttbullar (Schöttbullar ausgesprochen) und werden ohne Kapern, aber mit Preiselbeeren serviert.

Tipp:
Am besten schmecken sie mir aufgewärmt. Wenn sie über Nacht in einem geschlossen Gefäß im Kühlschrank in der Soße durchziehen. Dann sind sie richtig schön durchgesoßt. Wasabi findet die Klopse ja nicht so aufregend, obwohl sie die Pfanne voller Bällchen zubereitet hat. Aber ich, als Kind mit hervorragend zubereiteter deutscher Hausmannskost aufgewachsen, sage: da hat sie unrecht.

Selbermachen:
Königsberger Klopse nach Eugenie Erlewein (Originalrezept, S. 491, Kapitel "Heimatliche Spezialgerichte", Abteilung "Aus dem früheren Ostpreußen")
250g gehacktes Schweinefleisch
250g gehacktes Rindfleisch
1/8 Liter Wasser
1/8 Liter geriebene Semmeln
1 Ei
2 gestrichene Teelöffel Salz [steht im Rezept, wir salzen immer nach Geschmackl!]
1 geriebene Zwiebel
1 EL geschmolzene Butter

3/4 Liter Wasser
Salz
1 Lorbeerblatt

40g Fett
40g Mehl
1/2 Liter Brühe

[Zusätzlich: (fehlt bei Erlewein) Zitronensaft, Kapern, süße Sahne]

Das Fleisch wird mit allen Zutaten gut vermischt, man formt gleichmäßig große Klöße, gibt sie in das kochende Wasser und lässt sie 1/2 Stunde garziehen (gleichmäßig kochen), nimmt die Klopse dann heraus, macht eine helle Mehlschwitze, die man mit der Brühe auffüllt, schmeckt die Suppe mit Zitrone und Kapern ab und gibt zum Schluß etwas Sahne (Rahm) oder Buttermilch hinein. Die Klopse legt man in eine Schüssel und gibt die fertige Soße darüber.
Soweit die gute Eugenie. Wasabi hat mir freundlicherweise ihre Zubereitung bzw. Abwandlung des Rezeptes aufgeschrieben:

"Ich habe genommen: für die Klöße 400g gemischtes Hack und 1/2 Brötchen, in Milch eingeweicht und nur ganz leicht ausgedrückt, sicherlich weniger Salz, kein Wasser, keine Butter. 1 Ei, 1 kleine Zwiebel in ganz kleinen Würfeln. In den Kochsud außer Lorbeerblatt und Salz noch 2 Pimentkörner. Klopse in das leicht kochende Wasser geben. Wenig (zu wenig?) Mehlschwitze, mit Kochbrühe auffüllen, mit Zitronensaft und Kapernsud abschmecken, mehr als ein bißchen Sahne dazu (etwa 1/4 Becher - 50ml), und natürlich Kapern."

Mehr Mehlschwitze kann mehr Flüssigkeit binden, ergibt also mehr Soße. Viel Spaß beim Ausprobieren und Genießen dieses altmodischen Leckerlies.

Kleine Kostbarkeit

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Pfefferminzbonbon"Noch ein kleines Pfefferminzpastillchen?" "Ne, nicht so kurz vor dem Ersten. Da ist mein Konto leer"

Kürzlich kaufte ich mir eine kleine Süßigkeit zum Kilogramm-Preis von sage und schreibe 150 Euro. Nein, bei der Luxusleckerei handelt es sich nicht um kostbare Pralinen, gefüllt mit 100 Jahre altem Weinbrand. Es waren ganz gewöhnliche vollsynthetische Pfefferminz-Bonbons aus der Hexenküche der Lebensmittelindustrie, die sich als meine bisher teuersten Luxuspastillen entpuppten. Die dreieckigen Zungenschmeichler mit dem schönen Namen Smint(R) liegen gerne griffbereit an Supermarktkassen, zum tut-nicht-weh-Preis von rund 1,20 Euro. Dafür erhält man ein schickes grünes Döschen mit 40 Dragees, die sich insgesamt auf acht Gramm summieren - 0,2 Gramm pro Stück zu drei Eurocent.

Es wird ja auch über die Pharmaindustrie und ihre teuren Pillchen geschimpft. Aber zumindest hilft das Zeugs gegen allerlei Wehwehchen und Gebrechen. Da relativieren sich die paar Euros für einen rezeptfreien Schmerzblocker. Die Smints hingegen hinterlassen im Mund nur ein bisschen süßes Pfefferminzaroma ("Frische & Zahnpflege" laut Etikett - ich wusste gar nicht, dass Lutschen die Zähne pflegt ). 150 Euro: das sind ein paar Flaschen vom guten Cognac, Grappa, Whisky oder eine Kiste sehr anständiger Wein. Oder knapp drei Monatskarten für die BVG.

Nun gut, kein Mensch mümmelt 1000 Gramm Stück Pfefferminz, aber 100 Gramm sind durchaus realistisch. Das wären dann 12,5 Döschen Smint zum Endverbraucherpreis von 15 Euro. Dafür erhalten wir: künstliches Aroma (billig!), hydrogenisiertes Baumwollöl (billig!), bisschen Maltodextrin (billig!) und künstlichen Süßstoff. Ähnliche Gewinnspannen dürften nur noch bei Druckertinte und Edel-Wimperntusche drin sein. Wer also zwölf Mal dem Griff zum grünen Döschen wiedersteht, kann stattdessen sich und einem lieben Menschen zwei schöne Rumpsteaks braten.

Uwe, schaff' die Fische ran!

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Uwes Fischerhütte mit FischbrötchenschildUnd ewig lockt die Fischsemmel.

Drei knusprig gebratene Heringe, drei kleine Schollen, und wir hatten endlich unseren Fischimbiss. Wurde auch Zeit. Seit Ankunft auf Usedom fantasierte Wasabi von einem Fischbrötchen, konnte sich aber kein einziges Mal für eines der angebotenen Modelle entscheiden. Immer nur Matjes (im Herbst!), Bismarck und Räucherlachs verlockten nicht. Und so recht befriedigend sind die belegten Semmeln sowieso nicht: Kaum ist der letzte Bissen geschluckt, hat man man schon wieder Hunger. „Da esse ich mich ja hungrig“, pflegte eine Freundin in so einem Fall zu sagen. Die bezeichnet Sülze aber auch als Großvaterfutter.

Die Erlösung brachte Uwe's Fischerhütte in Ahlbeck. Angeblich holt Uwe selbst aus dem Wasser, was er seinen Gästen kredenzt. Das ließ uns sogar über den doofen Apostroph im Namen hinwegsehen. Das tägliche Angebot richtet sich laut Speisekarte „nach Fang“. An diesem Tag war Uwe offenbar mit vollen Netzen von der Ostsee zurückgekehrt. Jedenfalls balancierten die Serviererinnen eindrucksvolle Teller voller Meeresgetier durch die Gaststube. Dieser Anblick überzeugte uns endgültig, und wir fanden auch noch zwei Plätzchen mit Strandblick.

Drei kleine Schollen gebratenKleine Grätenwunder, diese Ostseeschollchen. Aber der Geschmack macht alles wett.

Sehr gut gefiel mir die nordisch-wortkarge Kellnerin, die mit einem knappen, aber freundlichen „Ausgewählt?“ die Bestellung aufnahm. Nach einer angemessenen Zubereitungszeit brachte sie zwei schöne Teller, beladen mit frischgebratenem Hering (8 Euro) und „Kutterscholle“ (8,50 Euro) in Pommerscher Soße (süß-sauer abgeschmeckte braune Mehlsoße), knusprigen Bratkartoffeln und einem Schlag Krautsalat. Kleiner Wermutstropfen: die Getränkepreise. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen verkaufen Gastronomen ihre alkoholfreie Getränke häufig teurer als Bier. Die Fischerhütte macht hier keine Ausnahme. Eine große Apfelschorle kostet mit 3,50 Euro (immerhin ein halber Liter) mehr als ein Bier gleichen Volumens.

Drei Heringe gebratenKnusper, knusper. Heringe sind viel zu köstlich, um sie zu Futterpellets für Zuchtlachs zu verarbeiten.

Ich musste dann noch echtes Bedauern über unsere lieben Freundinnen A. und N. aussprechen. Diese wurden in ihrer Jugend vielleicht mit müffeligem Hering gefüttert (ich kann das nur vermuten), bis heute können beide mit Fisch nichts anfangen. Bei Uwe sollten sie es nochmal probieren: Frisch, solide zubereitet – dann klappts auch mit dem Hering. Ach ja: belegte Brötchen gibt es auch. Aber die brauchten wir jetzt ja nicht mehr.

Uwe's Fischerhütte
Dünenstraße 52
17419 Seebad Ahlbeck (Insel Usedom)

Nachtschwärmer willkommen - aber nur bis 22 Uhr

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Ich war mal wieder in Fürth, bis vor kurzem noch "Stadt der Quelle", zum Klassentreffen wie alle paar Jahre. Es war ganz nett angelaufen, wir stellten uns auf einen fröhlichen Abend ein – erst was Schönes essen, dann mit Getränken weitermachen. Abschluss: Je nachdem, wie lange wir durchhalten würden. Dass das auf ein offenes Ende hinauslaufen würde, war bei einem runden Jubliäum eigentlich klar. Jedenfalls uns, die wir gut gelaunt am frühen Abend im Saporissimo, einem schicken Italiener ein paar Meter von der alten Schule entfernt, eintrudelten. Der Ort schien gut gewählt, trommelt doch der Betreiber auf seiner Webseite vollmundig:
„In lässiger, ungezwungener und zugleich faszinierender Atmosphäre ist das SAPORISSIMO Eventrestaurant & Cocktailbar der exklusive Anlaufpunkt für Feinschmecker, Barbesucher und Nachtschwärmer. Ein Ort der international ist und zugleich das Fürther Leben wiederspiegelt: Vielseitigkeit, Offenheit und stilvolle Lässigkeit. … Erleben Sie diese einzigartige Symbiose aus moderner italienischer Küche, Lounge-Bar und anspruchsvollem Clubbing.“
www.saporissimo.de/fuerth/index.php
Vielleicht kennt die Restaurantbesatzung ihre eigenen Werbephrasen nicht, oder sie sind ihnen einfach egal. Denn der Abend verlief ganz anders als der PR-Text verspricht.

Erste Überraschung: Es gab nur vier Gerichte auf der Karte. Zur Auswahl standen Pizza, Putenröllchen, Penne und Lachssteak. Weder Suppen, Vorspeisen oder gar Nachtisch gehörten zum Angebot. Eine Getränkekarte auf den Tischen fehlte. Die von Anfang an etwas gehetzt wirkenden Kellner (von wegen lässig) sammelten die Bestellungen so schnell wie möglich tischweise ein. Ich ließ mir 0,2 Liter vom roten Hauswein (> 4 Euro) bringen, dazu die Putenröllchen für 12,80 Euro. Die Portion war äußerst überschaubar, als Bestandteil eines viergängigen Menüs wäre sie als Fleischgang angemessen gewesen. Gerne half ich später einem alten Freund, seine normalgroße Schinkenmozzarella-Pizza zu bewältigen (sie war ok, aber nicht überwältigend, manche sagten, sie hätten nicht ganz durchgebackene Exemplare erhalten).

Einer meiner Mitschüler hätte als Sonderwunsch gerne ein paar Champignons auf dem belegten Fladen gehabt, doch weder die Kellner noch die Küche war dazu bereit. Warum ließ sich nicht erklären, denn Pilze waren da, die gehörten nämlich zu den Nudeln. Aber vielleicht hatte der Küchenchef die Champignons einzeln abgezählt, denn da war nichts zu machen: Pizza nur á la carte.

Nun hatten wir uns mit mehr als 40 Leuten angemeldet, ein recht gutes Geschäft war also zu erwarten, dazumal keiner gedachte, mit nur einem Wein oder Bier wieder nach Hause zu gehen. Aber dieses Geschäft schien die Kellnertruppe auch nicht weiter zu interessieren. Denn der Nachschub an Getränken traf nur schleppend ein, auf das Angebot für einen Grappa nach dem Essen oder einen Espresso wartete ich jedenfalls vergeblich. War das vielleicht die versprochene Lässigkeit? Dafür begann ab 21.30 Uhr (!) das Abkassieren. Sollten die drei Jungs etwa abgelöst werden, vielleicht von ein paar fixen Serviermaiden, um uns beim nostalgischen Austausch mit frischen Getränken zu unterstützen?

Nichts dergleichen: Man schließe um 22 Uhr, wurde uns lapidar mitgeteilt. Ungläubige Nachfrage, ob man denn nicht länger geöffnet lassen könne, dies sei schließlich ein bereits Wochen vorher angemeldetes Klassentreffen gewesen. Antwort: Das gehe nicht, keine Konzession. Aha, so sieht also ein Restaurant mit Cocktailbar aus, das sich ganz offiziell als Location für Nachtschwärmer empfiehlt. Wir waren übrigens bereits vorher die einzigen Gäste, faktisch also eine geschlossene Gesellschaft. Das Konzessionsargument war zumindest fraglich. Nichts zu machen: Kellner und Küche räumten auf.

Es gibt es nur eine Erklärung. Die Saporissimos hatten einfach keine Lust oder sie wollten noch auf die Fürther Kärwa. Und ganz offensichtlich konnten sie auch auf ein gutes Geschäft verzichten. All die schönen Versprechen auf der Webseite: an diesem Abend nur leeres Werbeblabla. Andere Restaurantbesucher vor uns waren allerdings auch nur mäßig begeistert gewesen.

Punkt 22 Uhr wurden wir also in die regendurchweichte Nacht hinausgejagt, dank I-Phone und Telefonkonsultationen hatten wir aber bereits einen gastlicheren Ort ausfindig gemacht, um die Feier fortzusetzen. Ein Einkaufszentrum am Rande der Fürther Südstadt ist vielleicht nicht der lauschigste Ort für ein Klassentreffen. Aber dort wurden wir im Caprese, alias PX Sportsbar, freudig und freundlich empfangen und bestens bedient, bis das Lokal (Pizzeria, Kneipe, Sportbar ein einem) gegen ein Uhr schloss. Fürth ist halt nicht Berlin, auch wenn dort ein Riesenvolksfest die Stadt in den Ausnahmezustand versetzt. Nach Mitternacht werden die Gesteige allmählich hochgeklappt.

Fazit: Peinliche Gastronomieleistung(sverweigerung) und mangelnde Flexibilität beim Edelitaliener – trotzdem tolles Klassentreffen. Andere Wirte in Fürth, wie die des Caprese, verstehen ihr Geschäft

Saporissimo
Im Südstadtpark, Grüne Halle
Krautheimerstraße 11
90763 Fürth
www.saporissimo.de/fuerth/

Caprese
Auf dem Gelände des ehemaligen PX/Commisionary
Waldstraße 105
90763 Fürth
www.caprese-pizza.de

Leserrezept: Königsberger Klopse II

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Unser Rezeptvorschlag für Königberger Klopse stieß durchaus auf Kritik. Die nehme ich zur Kenntnis, bin aber nach wie vor der Meinung, dass man beim Kochen eine gewisse Freiheit bei den Zutaten erlaubt, nein: nötig ist. Es muss einfach schmecken. Wo wäre die Küche heute, hätten Köchinnen und Köche nicht immer wieder experimentiert? Die Antwort kann sich jeder selbst denken.

Auch unsere Leserin Frau W. aus dem schönen Kahlgrund im nördlichen Spessart fand unsere Zubereitung, nun ja, etwas grob. Ihr extrafeines Rezept, das sie mir freundlicherweise per E-Mail zuschickte, möchte ich niemandem vorenthalten. Vielen Dank dafür - wird demnächst nachgekocht.
Königsberger Klopse nach Kahlgrund-Art

Zutaten für vier Personen

500 g Kalbschnitzelfleisch
2 Eigelb
1 Liter klare Brühe (Gemüse, Huhn oder Kalb)
2 Brötchen ohne Rinde
20 Sardellenfilets
1 TL Zitronenschale
Muskat, Pfeffer, Salz

Für die Sauce
süße Sahne, Kapern nach Belieben (aber selbstredend von guter Qualität - hier folge ich uneingeschränkt der Empfehlung unserer Leserin) , Zitronensaft.

Zubereitung
Fleisch und die in etwas Milch eingeweichten Brötchen durch den Fleischwolf drehen (kleinste Scheibe), die Sardellenfilets in kleine Stücke schneiden und mit den Eiern und der Zitronenschale zusammen mit dem Fleisch vermischen. Würzen.

Die Brühe kochen, kleine Klößchen formen und in die nur leicht köchelnde Brühe legen (eventuell auf zweimal) und knapp 10 Minuten ZIEHEN lassen. WIRKLICH NUR ZIEHEN LASSEN.

1/4 Liter der Brühe mit der Sahne auf die Hälfte einkochen, Kapern rein und mit Salz und Zitronensaft würzen (nach Geschmack) dazu Reis.
Wunderbare Zutaten! Unseren LeserInnen sei aber ans Herz gelegt, bei solch guten Sachen die Glutamatbrühe aus dem Glas tunlichst zu meiden. Selbstgekochtes aus Gemüse, Kalb oder Suppenhuhn ist unbedingt vorzuziehen.

Allerdings würde ich gerne wissen, welche Sorte Sardellenfilets gemeint ist. Es gibt sie im Gläschen eingelegt in Öl oder Salz. Letztere halte ich für die geschmacklich besseren, allerdings müssen sie vor der Verarbeitung gut gewässert werden. Sonst dürften die Klopse ungenießbar salzig werden.

Zu ihren köstlichen Kalbshackbällchen empfielt unsere Leserin Frankenwein - was mich, wie vermutet, als Franke besonders freut - "einen Silvaner von Rainer Sauer, wahlweise die 'Alten Reben' vom Escherndorfer Lump." Laut Frau W. schmecken die feinen Tropfen auch zur Blut- und Leberwurst vom Blutwurstritter Benser aus Neukölln, den sie auf ihren Berlinreisen regelmäßig um ein paar seiner Delikatessen erleichtert.

Guten Appetit und Prost. Ich muss mir wirkich mal wieder eine Flasche Escherndorfer Lump besorgen, die gibt's bestimmt auch irgendwo in Berlin. Und wenn nicht: Herr Sauer schickt seinen Weißen auch in die Hauptstadt.

Tour de Melange, Teil 2

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Ich hatte es nach meiner letzten "Tour de Melange" angedroht - es würde nicht mein letzter Besuch in Wien bleiben. Und wenn man schon ausgerechnet im November Urlaub haben muss, dann doch lieber in einer größeren Stadt mit Räumlichkeiten, in denen man auch das nasskälteste Wetter ignorieren kann. Also ging es erneut an die Donau, um die systematische Abklapperung der Kaffeehäuser fortzusetzen. Allerdings werde ich mich nicht über die Qualität des Kaffees auslassen: Egal ob in elegantem Café oder verranzter Kneipe, kein Wiener war in der Lage, uns einen schlechten vorzusetzen.

Auch diesmal versuchten wir uns weitgehend um die touristisch belagerten Kaffeehäuser zu drücken, obwohl schon unser erster Fluchtort vor dem Nieselregen in der Standard-Einflugschneise liegt. Das Café Museum liegt in der Operngasse 7 und damit in Spuckweite vom Karlsplatz. Es wurde 1899 von Adolf Loos eingerichtet, was nicht erwähnenswert wäre, wenn man nicht vor einigen Jahren die Eingriffe der Dreißigerjahre wieder nivelliert hätte. Die alte, neue Einrichtung in sattem Grün hat zwar etliche Stammgäste vertrieben, liefert aber genau jene mondäne Note, wegen der man in Wien gerne wesentlich mehr Kafee konsumiert als sonst. Die Kuchenstücke aus der verlockende Auslage lassen sich ebenfalls bedenkenlos konsumieren. Gerade die unbeschrifteten halten Überraschungen bereit - wir landeten ungewollt bei einer ausgewogenen Mohntorte.


Die zweite Station wird dem Namen "Kaffeehaus" in der klassischen Vorstellung kaum gerecht. Schließlich ist das Café Teitelbaum im Jüdischen Museum, Dorotheergasse 11, eher eine kleine, schmucklose Bar mit sehr begrenztem Angebot. Für Tradition ist ja schon 50 m weiter das Hawelka zuständig. Laut Eigenwerbung wird im Teitelbaum, den "Falter" zitierend, der beste Kaffee der Stadt gereicht. Die Schokolade meiner Begleitung war angenehm kräftig, aber mit Sicherheit kein Maßstab. Mein aufgrund der seltenen Gelegenheit georderter türkischer Kaffee hingegen - im Kupferkesselchen über einer Flamme gesiedet, gesüßt und mit Kardamom gewürzt - stand meinem bisher besten in der Altstadt von L'viv tatsächlich in nichts nach.

Das Café Prückel liegt an der Ecke Stubenring/Dr.-Karl-Lueger-Platz, und somit in praktischer Nähe zum Museum für Angewandte Kunst. Wenn man im MAK, wie das dienstags möglich ist, bis 24 Uhr Thonet-Sessel und Geschirr der Wiener Werkstätte bestaunen will, sollte man sich gestärkt haben. Da eine Wiener Bekannte das Prückel als Lieblingsort pries, suchten wir dort mit ihr gemeinsam unser Heil. Stilistisch gehört es mit Sicherheit zu den angeranzteren Kaffeehäusern der Stadt. An die Jugendstil-Vergangenheit als "Café Lurion" erinnern nur noch Teile der Einrichtung, der Rest atmet deutlich den Hauch der 50er - und der zahlreichen Glimmstengel. Leser, Laptop-Klapperer und Bridge spielende Damengruppen suchen hier Schutz vor Touristen und Rush-Hour. Mit Rücksicht auf das Museumsprogramm verzichteten wir hier auf den gepriesenen Apfelstrudel und griffen zur Speisekarte. Das war ein Fehler, denn der mit Abstand granteligste Ober der besuchten Lokale servierte uns ein unspektakuläres, enorm fetthaltiges Rindsgulasch und eine Gemüsequiche, die ausschließlich aus Salz bestand. Vielleicht hat dieser Ringstraßen-Überlebende eine zweite Chance mit Apfelstrudel verdient.


Angeblich sollen ja Wiener Ober für ihre Unfreundlichkeit berühmt sein. Es gibt aber offensichtlich auch Nestbeschmutzer, zum Beispiel im Café Ritter an der Mariahilfer Straße 73 (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Café in Ottakring). Das hat 100 Jahre auf dem Buckel und möglicherweise nicht mehr viele vor sich, denn es steckt mitten im Insolvenzverfahren - der Hauseigentümer will das Traditionslokal mit frechen Mietforderungen rausekeln. Das wäre arg schade, denn diese Oase mitten im Kommerzgewimmel von Mariahilf vereint mit hohen Räumen, roten Sitzen, Marmortischen, reichem Mehlspeisenangebot und noch üppigerer Auswahl an Lesestoff sämtliche positiven Seiten eines Kaffeehauses alter Schule. Und man kann hier tatsächlich bei freundlichen Obern seine Melange bestellen und sich dann studenlang ungestört damit beschäftigen. Ich hoffe sehr, beim nächsten Besuch dort nicht vor vernagelten Türen zu stehen.

Aber wer von Kaffee spricht, soll von der Süßspeise nicht schweigen. So beantwortete mir die Kurkonditorei Oberlaa beispielsweise die Frage, was denn an den bunten, französischen Macarons so toll sein soll. Die ersten Test-Exemplare aus einer Leipziger Patisserie waren im Wesentlichen klebrig, ihre Wiener Brüder hingegen - nicht teurer und äußert liebevoll über den Tresen gereicht - wunderbar luftig und mit vielfältigen Aromen gesegnet. Auch an den übervollen Auslagen der Konditor-Kette Aida kamen wir nicht vorbei, was vor allem an den ästhetisch wertvollen Egon-Schiele-Pralinés gelegen haben dürfte. Die entpuppten sich zwar als aufgemotzte Dominosteine, ihre Kollegen (u.a. Pralinen mit Maronen, Kokos und Obstbrand) sorgten hingegen für manches lustvolle Stöhnen.


Auch die herzhaften Genüsse sollen nicht verschwiegen werden. Schließlich galt es, das größte Versäumnis des Frühsommers nachzuholen und endlich einen Heurigen zu besuchen. Der wahllos ausgewählte Heurigenschank "Zum Berger" in der Himmelstraße 19 zu Grinzing erwies sich als guter Griff. Seit 1713 wird dort in Lokal und Garten in rustikaler Atmosphäre das frisch Gekelterte ausgeschenkt. Den leicht prickelnden, weißen Jungwein gibt es dort traditionell im Viertelliter-Henkelglas. Überall lockte man mit Martinsgänsen, weshalb ich zumindest eine Gansl-Suppe versuchte. Die Brühe war ausgezeichnet, nur die Einlage rekrutierte sich vermutlich primär aus Resten der Bratenherstellung. Rundum begeisternd war hingegen das "Grinzinger Gröstel" aus gebratenen Kartoffelwürfeln und drei Sorten Fleisch, das kaum jemanden hungrig lassen dürfte. Seine vegetarische Version aus Kartoffelspalten, mittel- bis südeuropäischem Gemüse und reichlich Olivenöl für meine Begleitung hatte mit ihm nicht viel gemeinsam und hätte in dieser Form auch auf die Karte eines mediterranen Restaurants gepasst. Der hausgemachter Grinzinger Traubengeist als Absacker war die ideale Medizin gegen den aufkommenen Schnupfen.

Der trug auch die Mitschuld daran, dass die Geschmacksnerven am letzten Tag keine kulinarischen Höhenflüge verlangten. Aber für deftige, preiswerte Ernähung sorgen ja in Wien die Beisl, also die einfachen Wirtshäuser. Die von uns wiederum willkürlich gewählte "Alte Bäckerei" in der Josefstadt (Burggasse 29) lockte vor allem durch ihre wunderschöne Bäckerei-Fassade. Der Innenraum entpuppte sich allerdings als skurriles Sammelsurium aus Nostalgie-Wandbehang, Standard-Kneipenmöblierung, Dart & Kicker, Flachbildgeblinke und Radiobeschallung. Das Rindsgulasch stellte die Prückel-Version aber locker in den Schatten und auch das überbackene vegetarische Riesen-Brot (mit grüner Gurke!) kam definitiv nicht aus der Tiefkühltruhe. Erfreulich auch, dass selbst in einem Eck-Pub-Kneipen-Beisl der Kaffee auf dem Silbertablett inkl. Wasser kommt. Der warme Topfenstrudel dazu war etwas pappig, die Schoko-Haselnuss-Palatschinken wiederum einwandfrei.


Nicht allzu ausführlich will ich an dieser Stelle die verkosteten Biersorten bekritteln. Wieselburger, Stiegl, Gösser (abgefüllt & vom Fass) und Hirter (ebenfalls in beiden Varianten) sind grundsolide Getränke, die aber einen Freund der norddeutschen Herbheit nie in Extase treiben werden. Vielleicht tun das ja im Nachhinein die Mitbringsel im Handgepäck - Kaminwurzen, Tiroler Speck, Vogelbeergeist und Veltliner-Brand für die Zeit bis zum nächsten Wien-Ausflug. Definitiv wird dann das Buch "Das Wiener Kaffeehaus. Legende. Kultur. Atmosphäre" (erschienen 2007 im - kein Scherz! - Pichler Verlag) mein Begleiter sein. Dort findet man nämlich nicht nur literarisches Stilbewusstsein und erlesene Fotos, sondern auch den einen oder anderen Tipp, der in einschlägigen Touristenführern fehlt.

Franken kommt nach Berlin

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Herrlich. Gelbwurst, fränkische Brotzeit (wenn auch im Umfang reduziert, aber dafür gut), 70 Biersorten: Berlin hat mir in den vergangenen Wochen einen echten Heimatschock verpasst. Kaum zwei Kilometer auseinander gibt es eine neue Kneipe und einen Getränkeversorger, die mich mit Stoff aus dem Süden versorgen können. Wenn ich meinen leeren Kasten Weißenoher Helles zurückgebracht und vom vielversprechenden Laden mit dem urdeutschen Namen Frankenbier-Connection in der Reuterstraße (Neukölln) Nachschub geholt habe, schreib ich noch was dazu. "Erika und Hilde" (ohne Webseite, man stelle sich vor, Ecke Weigandufer/Elbestraße) werde ich bald auch die Ehre erweisen - und die gebührt ihnen wahrlich.

Off Topic: Walter von La Roche ist tot

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Sein Buch "Einführung in den praktischen Journalismus" begleitete meine ersten Schreibversuche bei der Lokalzeitung. An der Uni Leipzig lernte ich ihn dann persönlich kennen - als Dozent beim Uniradio mephisto 97,6 und als mein Prüfer beim mündlichen Examen in der Journalistik. Nur 2004 traf ich ihn noch einmal auf den Münchner Medientagen. Jetzt ist Walter von LaRoche tot. Ich werde ihn nicht vergessen.

In allem Häßlichen findest du auch das Schöne. Und Kaffee.

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Nach einer nicht ganz Strapazen freien Woche schlug die Liebste einen entspannenden Ausflug ins Grüne vor - nach Berlin-Biesdorf. Ausgerechnet Biesdorf. Wetten, dass den meisten Berlinern nur eine U-Bahnstation der Linie 5, gräßliche vierspurige Ausfallstraßen und ein gesichtsloses Einkaufszentrum einfallen?


Doch umtost vom Autoverkehr, eingekeilt von B5, Blumberger Damm und S-Bahngleis liegt auf dem höchsten Punkt des Barnim das herzallerliebste Schloss Biesdorf. Ein spätklassizistisches Schmuckstück (innen hat der letzte Krieg alles Alte getilgt) mit einem wunderschönen Park. Außer uns wandelten fast nur Rentner über die frisch angelegten Wege unter den uralten Bäumen. Ein paar Damen aus der Gothic-Szene posierten für den Fotografen. Für morbide Gefühle fand ich die Szenerie aber nun wirklich zu lieblich.

Laut Berliner Zeitung soll der Park als einer der wenigen außerhalb Englands mit dem noch nicht so ehrwürdigen Green Flag Award ausgezeichnet worden sein. Die Webseite der britischen Gartenfreunde verschweigt dies bisher - sollte es eine Ente gewesen sein, danke ich der Berliner Zeitung dennoch für die Anregung. Von alleine wären wir vermutlich nicht nach Biesdorf gegondelt.

Wo ein Schloss, da auch ein Café - und in der Tat: zwei freundliche ältere Herrschaften bieten für wahrlich winziges Geld allerlei einfache Sachen an. Diese kann man in den Mensa ähnlichen Gasträumen einnehmen, bei gutem Wetter empfiehlt sich unbedingt die Terrasse mit Traumblick ins Grüne.

Die Verkaufstheke erinnerte ein wenig an den Kuchenstand bei der Kindergartentombola, Wasabi vermutete hinter der Marzipantorte auch eine industrielle Herkunft und nahm stattdessen den Apfelkuchen. Der war recht angenehm, der Kaffee ungewohnt deutsch, wie ich ihn nur noch bei Tagungen serviert bekomme.


Für 1,20 Euro das Stück Kuchen und 60 Cent (!) die Tasse ordentlicher Brühkaffee zahlten wir also sage und schreibe insgesamt 3,60. Kostenlos dazu gab es die wunderschöne Aussicht in den weitläufigen Landschaftsspark von der Balustraden gesäumten Terrasse. Weil's gar so schön war, gönnte ich mir noch einen Softdrink (90 Cent) und Wiener mit Senf und Toastbrot (1,20).
In Kombination mit Park und Ausblick  ist das nun wirklich unschlagbar. Nicht wahr!?


Deshalb mein Ausflugstipp: Schlosspark Biesdorf, Rundgang mit anschließender Einkehr ins Schlosscafé zu Würstchen und Brühkaffee. Täglich geöffnet, von ungefähr acht Uhr morgens bis ca. 16.30 Uhr. Manchmal auch länger. Auch für kleine Geldbeutel.

Anreise: U5, Haltestelle Elsterwerdaer Platz oder S5/75 Haltestelle Biesdorf und dann bequeme zehn Minuten zu Fuß.


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Es brät ein Bi-Ba-Burgermann in unserm Neuköllner Kiez herum...

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Liebe Leser. Ich möchte euch heute einen ganz jungen, ganz neuen, ganz tollen... Hamburgerladen vorstellen.

"Himmel! Schon wieder ein Klopsebrater" höre ich euch schon schreien und fragen: "Kann es denn nicht mal was Frisches sein, was Gesundes, was Außergewöhnliches? Was mit ohne tote Tiere?"

Sag ich: ist frisch, der Burger. Nämlich frisch vom Grill, liebevoll mit dem behandschuhten Finger auf den richtigen Gargrad getestet, mit Gewürzen bestreut und geheimen Flüssigkeiten begossen. Gesund? Was so herrlich schmeckt, kann gar nicht ungesund sein. 190 Gramm Hackfleisch (90 Prozent gut abgehangenes Rind, ein Zehntel Lamm, täglich durchgedreht vom türkischen Metzger, das ganze auf einem angewärmten Fluffelbrötchen (aber nicht zuuuu fluffelig) und dann Radieschen, Rucola, Eisberg. Beim ersten Mal hatte ich Feldsalat auf meinem Hacksteak. Wenn das nicht außergewöhnlich ist. Dazu eine leichte Mayonaise  (mit Joghurt?), Zwiebelringe und  - ohne Aufpreis - auf Wunsch Jalapenos. Und echte Gurkenscheiben.

Schleck, schleck, schleck - sag ich. Und zahle liebend gern 3,70 Euro für dieses perfekt gebratene Schnellessen. Alles andere kostet mehr. Ist aber bestimmt sein Geld auch wert.  Wie auch die Kartoffelecken (neudeutsch "Wegdes", was auch nur dreieckig bedeutet) - gut durch, leicht knusprig, für 1,80 reicht es als Beilage für zwei. Dann kommt auch noch der Brater, reicht italienischen Traubenessig ("den müsst Ihr einfach auf den Wedges probieren,") Ketchup und Ersatzmayo. Das nenne ich Einsatz. Dazu gibt es echtes Spezi, schön süß, mit Rülpsfaktor.  Danach spannt der Bauch, Hunger sollte man also mitbringen.

Kein Wunder, dass ich heute beinahe wieder reingehuscht wäre. Denn das winzige Lokal mit seinen rohen Ziegelwänden, dem konservierten Stuck und den Höhlenmalereien liegt so günstig an der Bushaltestelle, an der ich mir abends gerne mal die Beine in den Bauch stehe. Dann kam der Bus. Glück gehabt. Oder Pech. Wie man es nimmt.

Was die Jungs da in der Pannierstraße/Ecke Sonnenallee, nicht weit vom Neuköllner Hermannplatz, vor gut drei Wochen gestartet haben, hat in dieser Gegend tatsächlich gefehlt: Das BBI (Berlin Burger International) ist eine 1a-Homemade-Burgerbude von exquisiter Qualität - wie man sie in dieser Stadt nicht so leicht findet. Kompliment! Und wer hat sie wieder als erstes entdeckt? Die Liebste mit ihrem Näschen für's Besondere.

BBI - Berlinburger International, Pannierstr. 5, 12047 Berlin
Geöffnet von 13-23 Uhr 
Fünf Minuten vom Hermannplatz. Bus: M41, M29, 171, 194


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Seelenfutter, oder: Das Glück kommt mit der geräucherten Bratwurst

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Was ist eigentlich Glück? Zyniker behaupten: die Abwesenheit von Unglück und meinen damit das dahinströmende Leben ohne besondere Höhen und Tiefen. Dahinter steckt meines Erachtens eine recht traurige Haltung zum Leben. Wer so etwas ernsthaft meint, hat vergessen, wie es sich anfühlt, wenn die Glückshormone durch die Adern rollen, wenn auf einmal in den dunklen Winkeln unseres Gemüts die Sonne aufgeht und sich selbst der trübste Tag mit einem Mal mit hellem Licht erfüllt.

Gemüsesuppe

Der Auslöser kann ein ganz kleines Ereignis sein. Das Lächeln eines Fremden auf der Straße, eine gelungene Formulierung in einer Geschichte, die man sich aus der Tastatur quält. Oder etwas, das auf einmal eine lange verschüttete Erinnerung aufblitzen lässt - ein Ereignis, ein Ort, ein wunderbares Erlebnis, das längst vergessen war.

Bei mir waren es nicht die Madeleines, die mich in die Kindheit zurückversetzten, auch nicht die Ratatouille, die für eine überbordende Serotoninausschüttung sorgte und sich wie Balsam auf mein Gemüt legte. Es war die Kombination aus fränkischer Brotzeit, fränkischer Gemüsesuppe und fränkischem Bier und das alles praktisch vor unserer Haustür, am Neuköllner Weigandufer, keine 200 Meter entfernt vom Wildenbruchplatz an der Ecke zur Elbestraße.

Bis diesen Mai von mir unentdeckt, hat dort eine junge Truppe fränkisch-schwäbischer Herkunft eine kleine Kneipe aufgemacht - mit Gerichten und Getränken, die mir die Tränen des Glücks in die Augen treiben. Im Erika & Hilde gibt es nämlich feinste fränkische Importwaren:  Eine Brotzeit mit originaler geräucherter Bratwurst aus dem südlichen Mittelfranken (3,80 Euro, mit Käse statt Wurst 3 Euro, ebenso 3 Euro mit "verschiedenen Pasten").
fränkische Wurstbrotzeit

Wie früher zuhause. Ganz ehrlich. Wurst vom Dorfmetzger, dazu ein Schlag Kren, schön saftiges dick krustiges Mischbrot und Gurken. Zu trinken bestellte ich mir ein schönes Märzen von der Brauerei Strauß in Wettelsheim. Wer nie etwas anderes als gesichtslose Massenbiere getrunken hat, wird sich erst hineinschmecken müssen in dieses malzige vollmundige Gebräu. Bei bayrischem Bier denkt ja alle Welt erstmal an München. Wer weiß schon, dass Franken die größte Vielfalt an kleinen und kleinsten Brauereien hat - und damit natürlich wunderbarste Auswahl an wunderbarsten Bieren.

Das Erika & Hilde Kneipe in Neukölln

Dazu gibt es noch die herrlichste selbstgemachte Hausmannskost und hausgebackene Kuchen. Zur Brotzeit löffelte ich eine Gemüsesuppe aus feinster selbst gekochter Brühe. Wie bei der Oma im fränkischen Dorfwirtshaus, damals vor Äonen. Als ich die Köstlichkeiten serviert bekam, konnte ich erst gar fassen, dass das Wirklichkeit sein sollte, was da vor mir stand. Mehr will ich gar nicht verraten. Danach war ich nicht nur satt, sondern auch unendlich glücklich. Was brauch' ich Gold und Tand und große Autos ...

Beim erneuten Besuch hatten die Erikas und Hilden sich was Neues überlegt: Hausgemachte Maultaschen in Brühe! Ich bin zwar kein Schwabe, aber den gefüllten Nudelteig mag ich sehr gerne. Und wenn sie dann nicht den Standardgeschmack der Tütenware aus dem Kühlregal haben, ohne Holzhammeraromen und Konfektionswürzung - umso besser. Klasse!

Maultaschen in Brühe

Dazu nahm ich diesmal das Wettelsheimer Hell (2,50 Euro), ein paar Prozentchen leichter als das dunklere Märzen. Die Liebste, eher mit Kaffeelaune als mit Gelüsten auf Deftiges, bestellte die ebenfalls hausgemachte Buttercremetorte und dazu einen Cappuccino. Das Glas Wasser gibt es gratis dazu.


Ich merke das gar nicht, aber als wir gingen, meinte die Liebste nur, ich würde schon wieder total glücklich aussehen. Ja, das war ich auch nach diesem Kurzurlaub in Franken mit Blick auf auf den Neuköllner Schifffahrtskanal.

Unbedingt hingehen!
Erika & Hilde, fränkisch/schwäbische Eckgaststätte für alle.
Ecke Weigandufer/Elbestraße (Nähe Wildenbruchplatz)
12045 Berlin Neukölln

Achtung neue Öffnungszeiten ab 2013:

Mo-Do 11-1 Uhr, Sa 11-22 Uhr und So 11-20 Uhr (ohne Gewähr!)

Anfahrt: Bus 104/167, Haltestelle Wildenbruchplatz
Oder mit Bus 194 , Haltestelle Lohmühlenplatz und dann sieben Minuten Fußweg am Kanal Richtung Osten.

Hier wird geschnapselt

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Whisky gehört hinter Gitter. Aber nur weil er teuer ist. Der beißt nicht.
Die Fussball-WM ist vor genau zwei Monaten zu Ende gegangen, am 11. Juli mit dem Sieg Spaniens über Holland. Aber nicht diese Ergebnis kostete mich heute die Kleinigkeit von 30 Euro für eine Flasche schottischen Singlemalt. Verloren hatte ich den schon am 23. Juni, an dem Tag als Deutschland 1:0 gegen Ghana gewann und damit den Sprung ins Achtelfinale schaffte.Ich Depp hatte nämlich gewettet, D würde sich noch in der Vorrunde aus dem Turnier verabschieden. In meiner Hybris hatte ich der Kollegin auch noch die Wahl des Wettgewinns überlassen - sie wünschte sich eine Flasche Ardbeg, 10 Jahre alt und teilte mir siegessicher auch gleich die Bezugsadresse mit. 
Big sind außer dem Whiskyangebot auch die marktschreierischen Schilder.
Heute gondelte ich also nach Britz - und landete in einem faszinierenden Schnapsladen. Bei dem reichlich doofen Namen "Big Market" und der biedermeierlichen Webseite hatte ich eine Art Ramschbude mit angeschlossener Whiskeyabteilung erwartet. Tatsächlich trat ich ein in ein Spirituosenparadies der Güteklasse A. Praktisch jeder waagrechte Fleck ist mit Flaschen zugestellt, mit ungefähr allen Whiskeys die dieser Planet aus seinen Poren herausdestilliert (GB, USA, IR, CAN, JP etc.), in allen Preisklassen - vom einfachen Blended bis zur Jahrzehnte alten Singlemalt-Rarität im vierstelligen Eurobereich. Beeindrucken auch die Auswahl an Cognac, Armagnac, Gin und natürlich Rum. 
Der Big Market, endlose
Regale voller Hochprozentigem
Dabei wurde wurde mir erst richtig bewusst, dass teuere Schnäpse und damit  die Whiskeytrinkerei offensichtlich ein bevorzugter Zeitvertreib älterer, gut situierter Männer ist. Die Bilder von den Verkostungen, die Herr Horn vom Big Market anbietet, zeigen jedenfalls vornehmlich ältere Semester mit gefüllten Gläsern zwischen Bergen von Hummer und Lachsparfait. Dazu passt auch das Ambiente aus abgewetzten Teppichen und dunklem Holz.

Nun bin ich noch nicht im gesetzten Alter, als besonders wohlhabend würde ich mich auch nicht bezeichnen. Aber so ein schönes Gläschen von dem Gerstenbrand schmeckt mir auch bisweilen. Ganz unter uns: während ich diese Zeilen in den Notebook tippe, nehme ich ab und zu einen Schluck von einem überaus torfigen, mit Aromen von Rauch, Karamel und Kirschen auftrumpfenden Talisker. Angeblich soll dieser Classic-Malt nach Seegras und Pfeffer schmecken, wovon ich aber noch nichts gemerkt habe. 

Wenn Flaschen lächeln könnten...
Diese würden es tun.
Den Talisker habe ich mir gleich selbst geschenkt, zum Trost, dass ich den Ardbeg am Montag herausrücken muss. War auch noch im Angebot beim Big Market. Kann man da widerstehen? Im Grunde bin ich also ganz froh über die verlorene Wette, warum sonst hätte ich nach Britz fahren sollen. Und die Kollegin wird mir ganz sicher auch einen Schluck von ihrem Gewinn zukommen lassen. Aber erst nach Arbeit ;-)

Buckower Damm 86
12349 Berlin
(auch mit Onlineshop)

Bus M44 ab S-Bahn Hermannstraße
Haltestelle Zimmererweg
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